Status: One shot

Emmentaler vs. Leerdammer

Chapter One and Only

Einkaufen gehen ist langweilig, wenn man mich fragt. Du gehst zum Einkaufszentrum oder wohin auch immer, schaust dir Sachen an, findest, dass sie schön sind oder nicht, findest, dass sie zu teuer sind oder auch nicht, findest, dass sie die richtige Qualität haben oder nicht und dann kaufst du sie oder auch nicht. Wenn du etwas haben willst, das du nicht haben kannst, musst du überlegen, vielleicht zu Hause anrufen, um es mit deinen Eltern zu diskutieren oder sehen ob du genug Geld mit hast oder ob jemand dir das restliche Geld leihen kann. Es ist ziemlich nervig und ich hasse es.

Ich gehe nur einkaufen, wenn ich genau weiß was ich suche und ich komme gewöhnlicherweise auch nicht mit einem Haufen Zeugs, das ich nicht brauche, nach Hause. Ich komme nach Hause und präsentiere stolz meine großartige Entdeckung von genau dem, was ich haben wollte. Wenn ich mich auf etwas festgelegt hatte, dann würde ich nicht davon abweichen und würde die ganzen netten Angebote mich nicht davon abhalten genau das zu bekommen was ich wollte, nicht mehr, nicht weniger.

Lebensmittel einkaufen ist aber trotzdem anders, irgendwie. Du kaufst Lebensmittel die du brauchen wirst, weil die Menschheit Nahrung braucht, richtig? Du wirst vielleicht irgendwelche Frühstücksflocken kaufen die du nicht brauchst oder irgendwelche überteuereten Kaffee-Pads oder so etwas, also da ist es dasselbe mit dem Einkaufszentrum, aber normalerweise geht man Lebensmittel kaufen weil man sie braucht, richtig? (Getränke auch, wenn wir gerade dabei sind.)

Mein Dad hasst einkaufen noch mehr als ich es tue, also bin ich es immer die einkaufen geht. Dafür koche er, aber trotzdem. Ich hasste es alles auf meiner Liste suchen zu müssen und dann stundenlang an der Kasse zu warten, bis ich endlich dran war und für meine halb-geschmolzene Eiskrem bezahlen konnte. Jedes Mal wenn Dad bekannt gab, dass es Zeit war den Kühlschrank wieder aufzufüllen fing ich an zu murren und meckern und mich zu beschweren, aber das führte niemals dazu, dass ich nicht gehen musste. Die Menschheit bracht Lebensmittel, erinnerst du dich?

Und so war ich nun dabei alles auf meiner Liste zu suchen, zwei druckfrische 50 $ Scheine in meiner Tasche. Wenigstens musste ich nicht bezahlen, das war ein Vorteil. Ich musste noch nicht mal die Liste schreiben, aber trotzdem. Als ich herausfand, dass sie nicht die Art Käse hatten, die Dad wollte, überlegte ich mir eine andere Art zu kaufen und das war wie ich IHN traf.

Ich grummelte zu mir selbst darüber wie unfair es doch war, dass ausgerechnet heute eins von zwei Malen im Jahr sein musste, wo sie den Käse nicht hatten. Ich wollte mich gerade umdrehen und überhaupt keinen Käse kaufen, als mich jemand unterbrach.

„Weißt du, Emmentaler und Leerdammer sind irgendwie fast dasselbe,“ sagte er. Ich schaute auf und hob eine Augenbraue an. „Ich hab deine Liste gesehen,“ grinste er entschuldigend.. Ich entschied mich ihm das durchgehen zu lassen, er war ziemlich süß, und zuckte mit den Schultern.

„Mein Dad ist da ziemlich festgelegt,“ erzählte ich ihm, immer noch mit einem Stirnrunzeln über die ganze Käse-Situation.

„Ich verstehe. Also gar keinen Käse?“

„Ich schätze mal,“ seufzte ich, wohl wissen, dass Dad Käse-Sandwiches absolut liebte. „Weißt du was, ich werde einfach diesen Leer-irgendwas ausprobieren. Wenn er den nicht mag, kann er nächstes Mal seinen Käse selber kaufen,“ entschied ich dickköpfig und legte ein Stück des Leer-irgendwas in meinen Einkaufswagen.

„Gute Entscheidung. Ich bin Jay,“ lächelte er mich an und hielt mir seine Hand hin. Ich starrte sie einen Moment an, dann schüttelte ich sie langsam.

„Amy,“ sagte ich ihm, zurück lächelnd. „So, du suchst noch?“ fragte ich und zeigte auf seinen fast leeren Wagen. Er schaute den Wagen einen Moment an und nickte dann.

„Yup. Ich habe keine schicke liste, so wie du, aber ich dachte dass ich die nächsten Wochen nicht unbedingt von Pizza und Bier leben wollte, also musste ich Essen kaufen. Meine Mitbewohner gehen nie freiwillig.“ Er grinste ein bisschen. „Was ist mit dir? Einkaufen für die Familie?“

Ich spielte mit den Spitzen meiner Haare für einen Moment, bevor ich antwortete. „Nee, es sind nur mein Dad und ich,“ sagte ich traurig. Er nickte und fragte keine weiteren Fragen, wofür ich dankbar war.

Meine Mom war gestorben, als ich 12 war. Sie hatte einen Magentumor den die Ärzte zu spät gefunden hatte und innerhalb von 4 Monaten war sie weg. Seit dem waren es immer nur mein Dad und ich gewesen und während ich das nicht so schlimm fand, vermisste ich meine Mom doch sehr. Bei Dad zu leben war definitiv besser als bei meinen Großeltern. Sie lebten in Texas. Ich mochte Texas, es machte Spaß dort zu sein, aber nicht um dort permanent zu wohnen. Nein danke.

„Naja, ich muss gehen. Tschüss,“ sagte ich nach einer kurzen, unangenehmen Pause.

„Es war nett dich zu treffen, Amy,“ lächelte er mich an und winkte verhalten.

„Gleichfalls, Jay,“ lächelte ich zurück und ging meines Weges.

Er war ziemlich nett, fand ich. Okay, ich kannte ihn erst seit etwa 10 Minuten, aber trotzdem. Er hatte seine Hilfe mit der Käse-Frage angeboten, oder nicht? Und er hatte keine dummen Fragen gestellt, als er meine Trauer bemerkt hatte, nicht so wie andere Leute das immer taten.

Er sah auch ziemlich nett aus. Seine braunen Haare waren durcheinander, ein bisschen wellig, und standen so in alle Richtungen ab, aber ich schätze das war ein beliebter Look in diesen Tagen. War da nicht so ein komischer Schauspieler der so schlimmes ungewaschenes Haar hatte? Mhm, wie war der Name noch mal? Oh, ja, Rob irgendwas. Meine Cousine stalkte den Typen praktisch. Ich unterdrückte ein Schütteln und setzte meinen Weg fort.

Jays Augen waren irgendwie grün, dachte ich, als ich eine Tüte gefrorene Erbsen aus der Tiefkühlabteilung holte. Und er hatte kleine Grübchen, was noch süßer war. Ich seufzte sanft und schmiss die Erbsen in meinen Wagen, nicht wissend, dass Jay mich aus einer sicheren Distanz beobachtete. Naja, wie sicher eine Distanz in einem Supermarkt halt sein kann, oder? Ich war so verloren in meinen Gedanken, dass ich es nicht bemerkte.

Als ich endlich alles zusammen hatte und mich zur Kasse bewegte, kam ich am Zeitschriftenregal vorbei. Der ungewaschene Haare Typ schaute mich von mehreren Covern an und ich konnte nur schwerlich ein Schnauben unterdrücken, als ich darüber nachdachte wie viel Geld meine Cousine verschwendete, weil ich sicher war, dass sie sie alle hatte. Er sah nicht schlecht aus, aber trotzdem. Bläh.

Obwohl ich mein ganzes Leben lang in L.A. gelebt hatte, hatte ich noch nie wirklich jemand berühmtes getroffen und das war mir auch ziemlich recht so. Die konstante Aufmerksamkeit und Öffentlichkeit waren wirklich nichts für mich. Wenn ich an alle diese neugierigen, nervigen Interviewer und Papparazzi dachte, war ich doch recht dankbar dafür, dass ich nicht berühmt war und keiner meiner Freunde das war. Natürlich hatte der Lifestyle auch seine Vorteile, aber ich neigte dazu Pessimist zu sein, also gingen mir die Papparazzi richtig auf die Nerven. Ich sah sie manchmal, wenn sie mal wieder einen Celebrity verfolgten, und ich konnte einfach nicht glauben wie skrupellos sie waren. Die würden doch glatt in einen Pool mit hungrigen Piranhas springen, wenn sie dafür ein besseres Bild bekämen.

„Und so treffen wir uns wieder.“

Ich drehte meinen Kopf und lachte, Jay legte gerade seine Sachen hinter meine auf das Band. „Ich hatte fast vergessen wie du aussiehst!“ witzelte ich und er lächelte.

„Wie kannst du es wagen!“ entrüstete er sich lachend und schaute hinter mich.

„Sie braucht immer ewig,“ flüsterte ich ihm zu, als ich die ältere Dame vor uns sah. Er lachte leise und lehnte sich lässig gegen die Seite der Theke.

„Du kommst also von hier?“ fragte er, zu mir auf schauend. Ich nickte.

„Ja. Ich bin zwar in San Fran geboren, aber meine Eltern sind ziemlich bald hierher gezogen. Mein Dad ist Maler und L.A. ist einfach perfekt für uns,“ erklärte ich. „Was ist mit dir?“

„Texas,“ erwiderte er mit einem Lächeln, das mir verriet, dass er sein Zuhause vermisste. „Aber ich habe schon an vielen Orten gewohnt. Ich war eine Weile oben in Vancouver.“

Ich schüttelte mich. „Ich wette es ist dort ganz schön kalt,“ runzelte ich die Stirn. „Ich hasse kalt.“

Er lachte leise und zuckte mit den Schultern. „Es wird kalt im Winter, ja, aber es ist ganz nett dort. Also bist du ein richtiges sonniges California Mädchen?“ Er hob eine Augenbraue. Ich grinste breit und nickte.

„Miss Rider,“ rief die Kassiererin mich. Ich drehte mich schnell um und verlor fast meine Balance. Jays Hände streckten sich schnell aus um mir zu helfen und ich gab ihm in dankbares Lächeln. Ich bewegte mich einige Schritte nach vorn und schaute in purer Langeweile zu wie sie meine Dinge einscannte. „Das wären dann 60,25 $,“ sagte sie mir. Ich zog die zwei druckfrischen Fünfziger aus meiner Tasche und gab sie ihr. Sie gab mir das Wechselgeld und ich nahm meine Taschen um nach Hause zu gehen. Genau da klingelte mein Telefon. Ich stöhnte und versuchte es herauszufummeln.

„Was?“ fragte ich, die Augen verdrehend. Ich wusste schon, dass es Dad war der von zu Hause anrief, also brauchte ich keine Intros.

„Ist das wie du deinen Vater begrüßt?“ entrüstete er sich spielerisch. „Bist du bald fertig? Ich dachte nämlich wir könnten noch Pizza essen gehen?“

„Ohhh, bitte!“ strahlte ich, mit dem Kopf nickend, obwohl er es nicht sehen konnte. „Oder... können wir keine bestellen und einen alten Film schauen?“ schlug ich vor, während ich versuchte meine Taschen wieder aufzunehmen. Eine rutsche aus meiner Hand und fiel zu Boden. „Ich muss gehen, ich hab grad was runtergeschmissen. Bis später, hab dich lieb, ciao.“ Ich schob das Telefon wieder in meine Tasche und schüttelte den Kopf zu der Tasche die glücklicherweise nicht kaputt gegangen war. Gott sei Dank. Ich hatte wirklich nicht die Zeit oder das Geld um noch mal einzukaufen.

„Bitte schön.“ Jay hob die Tasche auf und hielt sie mir hin, wofür ich ihm ein dankbares Lächeln gab. „Wichtiger Anruf? Dein Freund?“ fragte er listig. I hob eine Augenbraue an und schaute ihn von der Seite an, als wir aus dem Supermarkt gingen.

„Versuchst du herauszufinden ob ich einen Freund habe?“ fragte ich mit einem Grinsen.

„Hast du?“ fragte er nervös. Ich schüttelte den Kopf und versuchte die Taschen besser zu fassen zu bekommen.

„Nee. Das war mein Dad,“ erklärte ich und er lächelte entspannter. Wir standen vor dem Supermarkt und es war offensichtlich, dass sich unsere Wege jetzt trennen würden. „Naja, ich sollte nach Hause, bevor er noch einen Suchtrupp aussendet oder so was,“ grinste ich.

„Natürlich,“ nickte er, winkte wieder und wir gingen unserer Wege. „Amy, warte!“ rief er mir plötzlich hinterher. Ich blieb stehen und drehte mich um. Er eilte auf mich zu. „Kann ich deine Nummer haben?“ fragte er mit einem etwas schüchterenen Lächeln.

„Mhm, vielleicht,“ lächelte ich und legte meinen Kopf etwas zur Seite. „Vielleicht bist du ja ganz nützlich falls es wieder Käse-Fragen gibt, mhm?“ Wir lachten beide und tauschen unsere Nummern aus.

„Ich ruf dich später an, okay? Oder morgen?“ Er sah so aus als wenn er mich am liebsten die Sekunde anrufen wollte, wenn er mich nicht mehr sehen konnte. Es war irgendwie nett.

„Später ist okay,“ stimmte ich zu und winkte ihm dieses Mal zu. Ich wartete bis ich ihn nicht mehr sehen konnte und ging dann langsam nach Hause.

Mein Telefon klingelte etwa 30 Minuten nachdem ich nach Hause gekommen war und Jay und ich planten eins von vielen weiteren Dates für den folgenden Mittag.

Eine Weile erzählte er mir nicht wer genau er war oder was sein Job war, aber das war in Ordnung. Zu erst war ich ziemlich sauer, dass er es mir nicht erzählt hatte, aber zurück schauend hatte er es richtig gemacht. Auf diese Weise durfte ich Jay kennen lernen und nicht Jackson Rathbone.

„Worüber denkst du gerade nach?“ Jemand legte sein Kinn auf meine Schulter und küsse mich leicht aufs Ohr.

„Käse,“ grinste ich und Jay lachte, während er seine Arme von hinten um mich legte. Um uns herum gab es so viele Blitzlichter und so viele von seinen Filmkollegen, dass wir nicht auffielen. Ich konnte Rob und Kristen aus dem Augenwinkel zusammen stehen sehen und das selbe mit Peter und seiner Frau Jennie direkt vor uns.

Der Platz war dicht gedrängt mit Leuten und ich wunderte mich wie sich Jay durch die ganzen Interviewer und Photographen gedrängelt hatte, weil ich damit gerechnet hatte ihn an diesem Abend nicht wirklich viel zu Gesicht zu bekommen. Es war schließlich die aller letzte „Bis(s)“-Premiere, Bis(s) zum Ende der Nacht. Er hatte mir den Film nicht vorher gezeigt, so wie mit Bis(s) zum Abendrot, also freute ich mich schon richtig darauf.

„Was ist mit Käse?“ fragte er. Jetzt hatten uns einige Photographen entdeckt, ‚Jackson Rathbone und sein Niemand, Amy‘. Jay war es jedoch egal, dass es zahllose Papparazzi-Bilder von uns gab, wahrscheinlich die meisten von unserem Urlaub in Hawaii. Bilder von seinem fast schon berühmten Kniefall wurden wochenlang in allen Magazinen der Welt gedruckt.

„Ich dachte nur gerade, dass ich über die letzten zwei Jahre überraschend dazu bekommen bin Leerdammer wirklich zu mögen,“ sagte ich ihm mit einem Lachen. Er lächelte, küsste meinen Hals leicht und drehte mich um. Das Blitzlichgewitter wurde los gelassen in dem exakten Moment als er sich runter beugte und einen Kuss auf meine Lippen drückte, der einer der süßesten war, den wir bisher geteilt hatten.

Hallo, mein Name ist Amy Rathbone und ich liebe Käse.
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Wer das lesen konnte, ist klar im Vorteil, denn er versteht neben Englisch auch Deutsch :)
Lasst mir doch ein Kommentar da, damit ich weiß, dass es hier auch Deutsch-Lesende gibt :D

Liebe Grüße,
MissLis