Blutdurst

Der Rabe und der Rubin

Was sehen die Menschen in mir?
Oder sehen sie mich überhaupt?
Gehe ich denn nur wie ein Schatten durch die Welt?
Bin ich nur ein vorbeiziehender kühler Windhauch der in ziellos auf der Erde weht?
Die dumpfe Leere meines Selbst, der verblasste Lebenswille, sind die einen die mich plagen.
Verlassen ist mein Herz, gebrochen von des Menschen Hass.
Mein Körper infiziert von Sünde und Angst.
Ist es das was mich ausmacht?
Verbraucht und ausgesaugt von der Gesellschaft. Nur noch eine leere Hülle.
Ohne Willen und ohne Kraft?
Mich durstet es nach der Lebensfreude, die einst meinen Körper beherrschte.
Die Liebe, die mein Herz geleitet‘.
Niemals dachte ich, sei es möglich ein Chaos in sich herrschen zu lassen.
Warum hört niemand den stillen Schrei. Den leisen Ruf.
Was sehen die Menschen in mir? Welche Illusion nehmen sie wahr?
Doch am wichtigsten scheint mir doch die Frage, was sehe ich, wenn ich in den Spiegel blicke?


Die Tinte war leicht verschmiert, sodass meine krakelige Schrift noch unlesbarer wurde. Mehrere schwarze Klekse waren über das Blatt verteilt und weichte es an einigen Stellen ein.
Die dicken, ausgefranzten Seiten standen teilweise über den Rand des schwarzen Ledereinbands weg. Mein Notizbuch war das wahrscheinlich wohlbehütetste was ich besaß. Noch nie hat jemand jemals einen Blick hinein geworfen und ich wollte auch, dass es so bleibt. Dort, hinter dem alten Einband, verbarg sich alles was ich war und was ich war. Jeder Fleck und jedes Wort wiederspiegelte mein innerstes, dunkelstes selbst.
Ich stieß den Rauch meiner Zigarette aus meiner Lunge und blickte auf meine schimmelnde Zimmerdecke. Das ticken der Uhr schmerzte in meinen Ohren. Die Routine der letzten Tage irritierte mich zu tiefst. Man könnte die Anspannung förmlich spüren, so dick schwebte sie in der Luft.
Ich nahm einen letzten Zug und warf sie dann in meinen Becher, welcher noch zur Hälfte voll war.
Mein Beschluss stand fest. Heute Nacht würde ich mein Leben mal wieder auf den Kopf stellen. Mal wieder jeden Knochen in meinem Körper spüren und jeden Muskel in mir Bewegen. Meine Seele und meinen Verstand an den Rand des Wahnsinns treiben.

Die laute Musik dröhnte in meinen Ohren, die tiefen Bässe gingen unter die Haut. Einzelne Menschen formten sich zu einer einzigen Masse aus schwitzenden Körpern. Lust vibrierte durch den Raum und vergessen ist die Scham, welche sonst in der Menschlichen Natur liegt. Alkohol lag schwer in mir, Drogen vernebelten meinen Kopf. Alles wurde schwarz.

Der nächste Morgen war grauenvoll und wundervoll zugleich. Mein Kopf schien zu explodieren und ich konnte jede einzelne Faser meines Körpers spüren. Auf eine Art und Weise war es dieser süße Schmerz, nach dem es mich so sehr verzehrte. Nun, von meinem Schädel mal abgesehen.
Ich versuchte mich langsam zu bewegen oder gar meine Augen zu öffnen, doch dies schlug eher fehl. Ein leises Stöhnen entsprang meinen trockenen Lippen. Meine Zunge klebte an meinem Gaumen.
Langsam blinzelte ich um meine Lieder doch noch zu öffnen.
Sonnenlicht brannte in meinen Augäpfeln und brachte sie zum Tränen. Mit wackeligen Knien stand ich auf und sah mich um.
Das war auf jeden Fall nicht mein Schlafzimmer. Nicht mein Bett. Nicht meine alte, nach Rauch miefende Tapete. Außerdem war ich bis auf Boxershorts und ein weißes, beinahe durchsichtiges Shirt welches meine Brüste nur spärlich bedeckt, eigentlich nackt. Mein Kater machte sich mal wieder bemerkbar und trieb mir meinen Mageninhalt die Speiseröhre hoch. Verzweifelt suchte ich nach dem Badezimmer, bis ich es schließlich fand und ich mir die Gedärme aus dem Hals presste. Schwarze Haarsträhnen hingen mir übers Gesicht und ich legte meine Stirn gegen den kühlen Porzellan Rand.
„Du bist wach.“
Ich blickte auf und drehte mich um, um zu sehen wem die zarte Stimme gehörte. Hinter mir stand eine hübsche, junge Frau. Ihre Haare waren in einem dunklen Blond und fielen sanft über ihre Schultern. Das Gesicht, leicht gebräunt und makellos. Ihr Körper, schlank und fest. In einer Hand hielt sie eine Tasse. Ein Mundwinkel zog sich bei mir hoch. Verdammte Barbie.
„Frühstück?“ Ich nickte nur.
Die Küche war groß und Lichtdurchflutet. Süßer Teegeruch strömte aus meinem Becher in meine Nase. Eine Zigarette hing zwischen meinem Zeige und Mittelfinger. Barbie saß gegenüber von mir und beobachtete mich kurz, bevor sie die Stille durchbrach. Obwohl es für meinen Geschmack noch zu früh zum Reden war.
„Es ist lustig, findest du nicht auch? Ich kenne nicht mal deinen Namen.“
„Dominique.“
„Ich bin Larissa.“
„Mhm.“
„Kannst du dich noch an letzte Nacht erinnern? Nein, oder? “
Ich schüttelte nur den Kopf.
Damit war das Gespräch beendet. Der restliche Morgen verlief still. Larissa schien bemerkt zu haben, dass ich nicht vor hatte mit ihr zu Reden. Ich nahm eine Dusche um wieder einen klaren Kopf zu fassen. Mein Verstand war von letzter Nacht noch immer verschleiert. Meine Sachen rochen immer noch nach Schweiß, Lust und Alkohol, doch bevor ich sie anzog musste ich noch etwas erledigen.
Ein letztes, kleines Detail fehlte noch. Larissa stand mit dem Rücken zu mir und blickte aus dem Fenster. Lautlos schlich ich mich von hinten an sie heran und schlang meine Arme um ihre Hüfte. Die junge Frau schreckte kurz auf aber entspannte sich wieder sofort. Langsam küsste ich ihren Hals, leckte mit meiner Zunge über ihre Halsschlagader. Ein leises Stöhnen entsprang ihren Lippen und ein schelmisches Grinsen zog sich über mein Gesicht. Nach einigen kleinen Küssen hatte ich sie soweit, dass sie total in der Lust versunken war.
Da biss ich zu. Meine langen Fangzähne bohrten sich in ihr Zartes Fleisch und ihr Blut war so süß, dass es schon beinahe eine Verschwendung war. Meine Arme drückten sich fester zusammen, sodass mein Opfer sich unmöglich befreien konnte. Larissa versuchte zu schreien, doch sie gurgelte nur an ihrem eigenen Blut. Immer wieder wollte sie entkommen doch der Blutverlust hatte sie zu sehr geschwächt und mich zu sehr gestärkt. Es vergingen nur wenige Minuten, bis ihr Atem langsamer wurde und ihr Herz aufhört zu schlagen. Ich ließ ihren toten Körper zu Boden fallen und leckte mir die Lippen. Ich zog mich an und ging aus der Wohnung. Mein Blutsurst wurde gestillt und ich musste Grinsen als ich daran dachte, dass bald die Polizei hier aufkreuzen würde und wie immer, total Planlos war.
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So lassen?
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Das ließ eh kein Schwein... warum streng ich mich überhaupt an?