There's Nothing to Lose, When No One Knows Your Name

7.

Einen Vierer für uns allein bekamen wir nicht mehr, deshalb setzten sich Mike und Oli in einen Zweier, und Sam und ich hockten uns zu einem älteren Mann in einen Vierer, der davon nicht sonderlich begeistert war, weil wir ihm wegen unserem vielen Gepäck so gut wie all seine Beinfreiheit wegnahmen. Das tat mir schrecklich Leid, aber es waren keine anderen Plätze mehr frei.
"Hast du Lust auf'n Bier"?, fragte mich Sam, während er in dem kleineren seiner beiden Rucksäcke kramte.
"Klar", zu Bier sag ich doch nicht Nein!
Er gab mir eine Dose (Ihh, 0,5, das war das wahrscheinlich ekligste-aber günstigste- Bier auf der ganzen Welt), und nahm sich selber auch eine.
Nachdem er die halbe Dose geext hatte (Hilfe, wie konnte er das Zeug exen?!) grinste er mich an: "Na, schon sehr aufgeregt?"
"Ich kann's gar nicht in Worte fassen!", grinste ich zurück.
"Ich will unbedingt irgendeine richtig dumme Scheiße machen!", sein Grinsen wurde noch breiter.
"An was hast du da genau gedacht?", fragte ich ihn.
"Keine Ahnung. Vielleicht ein Würstchen an 'ne Angel hängen, damit hocken wir uns dann an den Weg und die Leute, die vorbei kommen, müssen abbeißen. Oder wir eröffnen 'ne fette Wasserschlacht!"
Ich musste lachen. Er klang so begeistert, und seine Ideen hörten sich auch wirklich gut an!
"Lass uns das machen!"
"Welches von beiden?"
"Na, beide natürlich"
Er lächelte mich an: "wirklich? Du würdest das mit mir machen?"
"Na klar"
"Oh wie cool! Endlich hab ich wen, mit dem ich Scheiße bauen kann, haha"
"Geht mir genauso"
Wir grinsten uns wieder an.
"Weißt du was wir noch machen könnten", fing ich an.
"Mhh?" Sam hatte gerade einen Schluck Bier im Mund.
"Wir kaufen uns diese Knickdinger, die im dunklen Neonfarben leuchten, dann hängen wir sie uns in der Nacht um Hals, Hand- und Fußgelenke, machen irgendwelche scheiß Dupstep Musik an und tanzen dazu so richtig dumm. Wie die letzten Vollidioten!" Während ich erzählte, hab ich die ganze Zeit aus dem Fenster geschaut, und als ich nun wieder zu Sam blickte, sah ich, wie sehr seine Augen leuchteten. Ungefähr so, wie wenn ein kleines Kind (oder ich) eine Hüpfburg oder ein Bällebad sah!
"Zoey, das ist ungefähr das Coolste, was ich je in meinem Leben gehört hab! Bitte lass uns das wirklich machen!"
Ich musste lachen. Wie süß er sich über diese Dinge freute.
"Na klar machen wir das wirklich!", sagte ich voller Entschlossenheit.

Ein paar Minuten später kam der Schaffner, der nicht nur unser Ticket sehen wollte, sondern auch irgendwas unverständliches laberte, von wegen wir müssten in die ersten Wagons wenn wir nach Nürnberg wollten. Weder Sam noch ich verstanden, was er wirklich wollte, weswegen Sam aufstand und zu den beiden anderen Jungs ging. Die wussten zum Glück, was der Schaffner gemeint hatte. Wir waren im hinteren Teil der Zuges, der bald in eine andere Richtung fahren würde, und mussten in den Vorderen, um nach Nürnberg zu kommen. Das war leider leichter gesagt als getan, denn unsere Rucksäcke waren ziemlich breit, die Gänge im Zug aber eher schmal. Vor allem die Glastüren, die aus mir unerklärlichen Gründen in der Mitte jedes Wagons eingebaut waren. Wir mussten uns gegenseitig drücken und ziehen, um dort durchzukommen, was doch ganz lustig war. Auch die anderen Fahrgäste schienen sich prächtig über uns zu amüsieren. Naja, wenigstens sorgten wir so für Entertainment. Nach einer gefühlten Stunde waren wir endlich im vorderen Teil des Zuges angekommen, der bis auf 3 Leute komplett leer war. Jetzt konnten wir uns zum Glück ausbreiten.
Wir unterhielten uns ein bisschen über Schule (Keine Ahnung warum, aber Schule ist irgendwie immer ein gutes Thema, über das man sich unterhalten kann) und erzählten uns gegenseitig von Leuten aus unseren Schulen und sämtlichen Parties, auf denen wir schon waren.
Die Zeit verging unglaublich schnell, und bevor ich mich versah, waren wir auch schon am Hauptbahnhof in Nürnberg. Jetzt nur noch mit der S-Bahn zum Dutzendteich, und schon waren wir da! Ich musste mich richtig zusammenreißen, nicht zu zittern!

Die S-Bahn war erstaunlich leer. Um ehrlich zu sein, hätte ich gedacht, hier würde es nur so von Leuten wimmeln, die auch zu RiP fuhren, aber Pustekuchen. Wir waren die einzigen, die irgendwie nach Festivalbesuchern aussahen. Von der S-Bahnstation bis zum Eingang waren es nochmal ein paar Minuten zu Fuß, die ziemlich anstrengend waren, da wir alle unheimlich schwer zu schleppen hatten. Aber dann waren wir endlich da und, ach du liebe Güte, es war so unheimlich schön! Wir holten uns schnell unsere Bändchen, und gingen dann auf den Campingplatz. Da die guten Plätze natürlich alle schon belegt waren, mussten wir ziemlich weit laufen. Nach ca. 10 min hatten wir dann aber doch ein gutes (und sogar schattiges!) Plätzchen gefunden und konnten unsere Zelte aufbauen.